Archiv der Kategorie: B2B-Marketing

Social Business: Aus B2B und B2C wird H2H

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Die sich gerade im Social Web verbreitende Abkürzung H2H (Human to Human) geht auf ein Interview von Bryan Kramer mit dem CMO von SAP Jonathan Becher zurück. Der sagte, dass für ihn keine B2B-Welt sondern eine Person-to-Person-Welt existiert. Er bevorzugt daher den Begriff „Social Business“, da bei Social Media die Betonung zu sehr auf „Media“ liegt, also einem weiteren Kanal auf dem man seine Botschaften an die Massen verbreiten kann. Ihm geht es aber um Interaktionen.

Wirklich neu ist der Begriff H2H aber nicht. Bereits 2009 hat ihn Francois Gossieaux in einem Blog-Post im B2B-Kontext verwendet. 2011 hat dann Chip Conley in der amerikanischen Huffington Post unter dieser Überschrift deutlich präziser formuliert, was in der B2B-Kommunikation seit langem bekannt ist, nämlich dass hinter jedem B2B-Entscheider ein Mensch mit Bedürfnissen steht, die nicht immer nur mit Business zu tun haben. Überspitzt formuliert könnte H2H somit auch für „Heart to Heart“ stehen.

Also alles nur ein alter Hut? B2B-Marketer sind in der Dialogkommunikation schon lange auf dem Weg zum „Segment of one“, der kleinstmöglichen Zielgruppe, die nur noch aus einer Person besteht. Der Trend weg von der Massenkommunikation hin zur auf den einzelnen Empfänger hin zugeschnittenen Botschaft existiert aber nicht erst seit Social Media. Relationship Marketing, also die Dialogorientierung der Kommunikation, ist ein Mega-Trend, der uns schon seit Ende des letzten Jahrtausends begleitet. Was sich aber durch Social Media geändert hat, ist die Menge der Daten, die Möglichkeiten, diese zur Personalisierung zu nutzen (Big Data lässt grüßen) und die Geschwindigkeit der Kommunikation.

Wollen wir hoffen, dass sich H2H auch bis in die Marketing-Abteilungen mittelständischer Unternehmen herumspricht, wo von vielen eine emotionalere Kommunikation nach wie vor mit der Begründung abgelehnt wird, B2B-Entscheider würden rein rational handeln und bräuchten daher eine faktenbasierte Ansprache. Denn eigentlich sind sie alle meiner Meinung wenn ich sage: „B2B ist ein People Business“.

Weiterführende Links:

  • http://www.bryankramer.com/there-is-no-more-b2b-or-b2c-its-human-to-human-h2h/
  • http://www.huffingtonpost.com/chip-conley/b2b-b2c-how-about-h2h_b_869837.html
  • http://www.emergencemarketing.com/2009/05/22/b2b-and-b2c-communities-no-difference-its-all-about-h2h/

Stichwort: Online-Marketing vs. Online-Kommunikation

Wer in der Praxis Online-Marketing sagt, meint meist „Kommunikationspolitik über Online-Medien“, also eigentlich eher Online-Kommunikation. Dieser Begriff wiederum wird in der Praxis aber fast ausschließlich für „Unternehmenskommunikation über Online-Medien“ verwendet. Es gibt also im Unternehmensalltag keinen gängigen Begriff, der alle Instrumente von der Online-Werbung bis zur Online-PR einschließt. Aber auch in der Literatur besteht hier keine Einigkeit. Kollmann ist einer der wenigen, der unter Online-Marketing „Marketing für Online-Unternehmen“ also alle 4 P (Product, Price, Place, Promotion) versteht. Für Online-Pure-Player wie z. B. ein IT-Unternehmen das Smartphone-Apps programmiert, ist das leicht nachvollziehbar: Die Preisfindung und (virtuelle) Distribution orientiert sich an iTunes oder Google Play und auch die Kommunikation findet online statt. Dieses Begriffsverständnis geht also eher in Richtung E-Commerce. Investitionsgüterunternehmen, deren Produkte ja mehrheitlich nicht virtuell sind und deren Distribution sich maßgeblich auf den Außendienst stützt, finden sich eher bei Lammenett wieder. Er versteht unter Online-Marketing alle Maßnahmen, die Besucher auf eine Website führen, auf der ein Geschäft abgeschlossen oder angebahnt werden kann. Aber auch dieser Ansatz wird dem Thema nicht ganz gerecht, da hier nicht alle Stakeholder berücksichtigt werden. Dabei ist es eigentlich nicht so schwer eine Definition zu finden, mit der sowohl die Marketing-Abteilung als auch die Unternehmenskommunikation gut leben kann:

Unter Kommunikation versteht man im Marketing die bewusste Übermittlung von Informationen mit der Absicht, bestimmte Wirkungen zu erzielen. Dies kann z. B. die Änderung von Meinungen, Einstellungen, Erwartungen oder Verhaltensweisen sein (Kommunikationsziele). Somit könnte man Online-Kommunikation definieren als Übermittlung von Informationen zwischen Unternehmen und Stakeholdern sowie zwischen Stakeholdern (wegen Social Media), die über das Internet abgewickelt wird und das Erreichen der Kommunikationsziele beeinflusst.

Etwas sperrig, aber dafür wird klar, dass Online-Kommunikation eigentlich das Erreichen aller Kommunikationsziele (von der Generierung von Leads bis zur Meinungsbildung von Lokalpolitikern) umfasst. Solange der Begriff Online-Kommunikation aber in der Praxis nur mit Unternehmenskommunikation assoziiert wird, kommt man wohl nicht daran vorbei, „Online-Marketing und Online-Kommunikation“ zu sagen, wenn man das gesamte Spektrum der Online-Kommunikation meint.

Fachbuch: Business-to-Business-Marketing (Werani)

Auch wenn wir heute von Touchpoints und Content-Marketing sprechen, hat sich an den Basics nichts geändert. Es kommt in der B2B-Kommunikation lt. Werani auf vier Faktoren an:

  • Informationsart: Abhängig von der Rolle des Buying-Center-Mitglieds z. B. eher technische oder kaufmännische Informationen
  • Informationsquellen: Abhängig von der Rolle des Buying-Center-Mitglieds z. B. Internet, Messen, Fachzeitschriften, Dialogkommunikation, Außendienst usw.
  • Informationszeitpunkt: Phase des organisationalen Beschaffungsprozesses (frühe Phasen: weniger detailliert aus allgemeinen Quellen; spätere Phasen: sehr detailliert aus unternehmensinternen Quellen, z. B. Vertrieb)
  • Informationsmenge: Abhängig von der Rolle des Buying-Center-Mitglieds (Top-Entscheider die meisten Informationen) und der Kaufklasse (Neukauf, modifizierter Wiederkauf, Wiederkauf)

Frei nach Werani könnte man das in einem Satz zusammenfassen: Die Kunst der Kommunikationspolitik im B2B-Marketing ist es, zum richtigen Zeitpunkt, den richtigen Personen die richtigen Informationen aus den richtigen Quellen in der richtigen Dosis zur Verfügung zu stellen. Wenn das mal nicht als Ansatz für eine Content-Marketing-Strategie taugt ;-)

Download Inhaltsverzeichnis, Leseprobe etc. (Verlagswebsite)

Stichwort: Investitionsgütermarketing vs. B2B-Marketing

Auch wenn die Begriffe B2B-Marketing und Investitions- oder Industriegütermarketing oft synonym verwendet werden, gibt es doch deutliche Unterschiede:

  • B2B-Marketing: Das B2B-Marketing beschäftigt sich mit allen Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen, also auch z. B. zwischen Herstellern und Einzelhandel im Konsumgüterbereich.
  • Investitions- oder Industriegütermarketing: Teilgebiet des B2B-Marketings, das sich nur mit den Geschäftsbeziehungen zwischen Herstellern untereinander und Herstellern mit Händlern (Produktionsverbindungshandel) im Investitionsgüterbereich beschäftigt (wozu natürlich nicht nur Investitionssachgüter, sondern auch auch investive Dienstleistungen zählen).

Bezogen auf die B2B-Kommunikation hat dies meist zur Folge, dass man allgemein von B2B-Marketing spricht, aber eigentlich die Kommunikationspolitik im Investitionsgütermarketing meint. So würde man von einer Kommunikationsagentur, die auf B2B-Kommunikation spezialisiert ist, nicht erwarten, dass sie auch bekannte Lebensmittelmarken in der Kundenliste hat, obwohl diese im Falle von Trademarketing natürlich B2B-Kommunikation zu ihren Groß- und Einzelhändlern pflegen. Entscheidend ist also vielmehr die Frage, ob es sich bei der Zielgruppe der Kommunikation vorrangig um Abnehmer von Konsumgütern oder Investitionsgütern handelt.

Stichwort: Native Advertising

Charakteristika

  • Gestaltung und Platzierung wie reaktionelle Teaser (oft unten als „Das könnte Sie auch interessieren“ oder „Mehr aus dem Web“) oder wie normaler Blog-/Facebook-/Twitter-Eintrag
  • Schaltung, Abrechnung und Controlling über AdServer wie z. B. bei Display Advertising

Erscheinungsformen

  • Redaktionelle Artikel
  • Bilder, Grafiken/Infografiken
  • Videos
  • Musik
  • Social Ads (z. B. „Sponsored Stories“ und „Newsfeed Ads“ auf Facebook oder „Promoted Tweets“ auf Twitter, Promoted Posts in Blogs/auf Tumblr)

Überschneidungen

  • Sponsored Content/Advertorials
  • Branded Entertainment
  • Content Marketing
  • Social Media Marketing

Praxisbeispiele

  • http://www.internetworld.de/Nachrichten/Medien/Medien-Portale/Werbung-im-redaktionellen-Bereich-New-York-Times-setzt-auf-Native-Advertising?utm_source=newsletter&utm_medium=nachmittags-nl
  • http://t3n.de/news/content-marketing-kein-hype-517737/ (ganz unten)

Weiterführende Informationen

  • http://www.internetworld.de/Heftarchiv/2013/Ausgabe-25-2013/Mittel-gegen-Banner-Blindheit
  • http://en.wikipedia.org/wiki/Native_advertising